Konzert zum Gedenken an Paul Gerhardt

Unter dem Motto "Geh aus, mein Herz, und suche Freud'" gestaltete die Jugend des Bezirkes Halberstadt ein Konzertprogramm mit Liedern zu Texten des bedeutenden Kirchenliederdichters Paul Gerhardt. Anlass war sein 400. Geburtstag im Frühjahr dieses Jahres.

In diesem Jahr gedenken viele Christen des großen Kirchenliederdichters Paul Gerhardt, dessen Geburtstag sich am 12. März zum 400. Mal jährte. Ihm zu Ehren gestaltete die Jugend des Bezirkes Halberstadt unter dem Motto "Geh aus, mein Herz, und suche Freud’" ein Konzert mit Liedern zu von ihm geschaffenen Texten. Am 16. September 2007 wurde dieses Konzert in der Kirche Aschersleben dargeboten und einen Sonntag später in der Kirche Halberstadt wiederholt.


Jugendchor in der Kirche Halberstadt

Nach dem zu Beginn dargebotenen Choralvorspiel "Sollt ich meinem Gott nicht singen" folgte die herzliche Begrüßung der Konzertbesucher durch den Bezirksältesten Wolfgang Becker. In einer kurzen Ansprache verwies er unter anderem darauf, dass es erstaunlich sei, dass ca. 140 aus der Feder Gerhardts stammende Liedtexte einen Zeitraum von 350 Jahren überdauert und noch immer nicht an Bedeutung verloren haben. Der Bezirksälteste bezeichnete Paul Gerhardt als den "Goethe" unter den Kirchenliederdichtern.

In interessant gestalteter Abfolge führten nun die Jugendlichen die Zuhörer durch das Programm. Nach dem a-cappella-Vortrag "Du, meine Seele, singe" begleitete das Orchester den Chorgesang "Lobet den Herren". Das bereits erwähnte "Geh aus, mein Herz, und suche Freud’" wurde - instrumental untermalt - von einem jungen Bruder rezitiert.


Rezitation eines Liedtextes

Ein Gesangsquartett bot das Lied "Die güldne Sonne" dar. Es folgte eine auf der Orgel gespielte Gavotte. Danach las Bezirksevangelist Peter Berendt aus der Biografie Gerhardts (s. unten).

Der zweite Teil des Konzerts begann mit dem Lied "Gott ist mein Licht", danach spielten Instrumentalisten das Lied "Selig sind, die Gottes Wort hören". Die Rezitation "O Haupt voll Blut und Wunden" berührte die Herzen der Zuhörer tief.

Neben den glaubensstärkenden Liedern "Schaue auf zu deinem Gott" und "Befiehl du deine Wege" war das nachdenklich stimmende Lied "Gib dich zufrieden und sei stille" zu hören. Ein Männerchorquartett sang das Lied "Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich". Die Orgel intonierte "Jesu meine Freude", dann wurde der Text des bekannten Abendliedes "Nun ruhen alle Wälder" rezitiert.


Männerchorquartett

Die fünf Strophen des Liedes "Ich singe dir mit Herz und Mund" waren im Programmheft abgedruckt. So konnten alle Anwesenden der Einladung des Bezirksältesten gern Folge leisten, dieses schöne Lied frisch und freudig mitzusingen.

In seinem Schlusswort dankte der Bezirksälteste der Jugend für die Erarbeitung des Programms. Es sei eine Freude für die Zuhörer gewesen, altes Liedgut aus jungen Herzen und Mündern erfrischend dargeboten zu bekommen. Herzlicher Applaus bestätigte diese Aussage.

Mit dem Lobgesang "Sollt ich meinem Gott nicht singen, sollt ich ihm nicht dankbar sein?" , vorgetragen vom Chor und vom Orchester, endete das Konzert.

U.P.

Zur Biografie von Paul Gerhardt

  • Paul Gerhardt, vermutlich am 12. März 1607 in Gräfenhainichen geboren, durchlebt seine Erdenzeit in bedrückenden Verhältnissen. Die Epoche seines Lebens wird u. a. vom Dreißigjährigen Krieg geprägt. Als Paul Gerhardt zwölf Jahre alt ist, stirbt sein Vater, mit vierzehn Jahren verliert er auch seine Mutter.
  • Die Zeitverhältnisse insgesamt, aber auch die Liebe zu Gott und der sehr enge Kontakt zur lutherischen Landeskirche formen Paul Gerhardt zu einem ernsten und gottesfürchtigen Menschen.
  • Nach dem Besuch der Stadtschule zu Gräfenhainichen wechselt der fünfzehnjährige Paul zur Fürstenschule in Grimma. Das zu zahlende Schulgeld verweist auf ein kleines Vermögen, das die Eltern hinterlassen haben. In der Schule zu Grimma werden die Begabten besonders gefördert, aber auch Gebete und Gottesdienste gehören dort zum festen Tagesplan.
  • Einige Zeit später, zu Beginn des Jahres 1628, wird Paul Gerhardt als Student der Theologie an der Wittenberger Universität immatrikuliert. Eigentlich will er Pastor werden, doch zuvor werden seine dichterischen Fähigkeiten vom Kantor der Berliner Nicolaikirche Johann Krüger entdeckt. Dieser ist begeistert von Gerhardts Texten und vertont in knapp zwanzig Jahren hundert dieser Dichtungen.
  • Ab etwa 1651 war Paul Gerhardt als Pfarrer in Mittenwalde (Mark) tätig. Dort erlebte er viel persönliches Leid. Nach seiner Hochzeit mit Anna Maria Berthold im Jahre 1655 gebar diese ihm fünf Kinder, wovon nur ein Sohn am Leben blieb. Einige seiner Liedtexte beziehen sich auf den von ihm durchlebten Seelenschmerz. Trotz der schweren Verhältnisse, die er zu meistern hatte, entspringt in dieser Zeit seinem Herzen auch das bekannte volkstümliche Lied "Geh aus, mein Herz, und suche Freud’!"
  • Ab 1657, nach seiner Berufung als Pfarrer an die Nicolaikirche, lebt Gerhardt wieder in Berlin. Hier muss er eines Tages eine Entscheidung treffen: Eine Differenz zwischen den lutherischen und den calvinistisch-reformierten Pfarrern - als Berliner Kirchenstreit bezeichnet - bewegt den Kurfürsten 1664 zu einem Toleranzedikt. Um den Religionsfrieden wieder herzustellen, werden alle Pfarrer aufgefordert, das Edikt zu unterschreiben. Paul Gerhardt und mit ihm einige andere Pfarrer verweigern sich. Daraufhin wird er 1667 seines Amtes an der Berliner Nicolaikirche enthoben. Kurz darauf stirbt seine Frau an Tuberkulose. Aus dieser kummervollen Situation heraus entsteht der Liedtext "Befiehl du deine Wege".
  • Ab 1668 lebt Gerhardt im kleinen Spreewaldort Lübben, wo er eine Pfarrstelle bekleidet - in Lübben gilt das Edikt des Kurfürsten nicht. Am 27. Mai 1676 verstirbt Paul Gerhardt im Alter von fast 70 Jahren. Mit seinen zahlreichen Liedtexten hat er allen gläubigen Christen ein bis in unsere Tage wirkendes, segensreiches Vermächtnis hinterlassen.

U.P.

Konzertimpressionen: